Rettet den Boden!

Warum wir um das Leben unter unseren Füßen kämpfen müssen
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Bodenoffensive
Wir führen Krieg gegen unsere Lebensgrundlagen. Mit schwerem Gerät machen wir Böden zunichte. Jedes Jahr verlieren wir Tonnen von fruchtbarem Ackerboden durch Erosion. Es ist ausgerechnet die fruchtbarste obere Bodenschicht, die verloren geht, wenn der Regen die zusammengefahrene und bloß liegende Ackerkrume wegschwemmt oder der Wind sie in trockenen Zeiten schlicht fortweht. »Die Folge ist der Verlust von fruchtbarem Boden, den wir zum Leben brauchen. Weil die Anbaupraxis immer intensiver und monotoner wir, können langfristig Probleme entstehen«, stellt das Umweltbundesamt fest. Die Anbaupraxis meint Verschiedenes: Die Felder, die maschinengerecht immer größer geworden sind, wobei Hecken und Gräben verschwanden, bieten Wind und Regen gute Angriffsflächen. Außerdem sorgen die Landwirte immer seltener dafür, dass die Böden dauerhaft von Pflanzen bedeckt und durchwurzelt sind. Moderne Anbau- und Erntesysteme setzen auf Kunstdünger und Totalherbizide. Damit werden die Äcker abgeräumt und liegen brach, bis wieder gesät wird. Die nicht bedeckte und nicht durchwurzelte Erde ist der Erosion schutzlos ausgesetzt. Seit dem Jahr 2000 wird in Niedersachsen die Bodenerosion auf gefährdeten Ackerflächen gezielt beobachtet. Das ist die längste flächendeckende Kartierung in einem deutschen Bundesland. Nach gut zehn Jahren wurde eine erste Bilanz gezogen, und die fiel erschreckend aus. Der durchschnittliche Bodenverlust auf den beobachteten Flächen reichte von 1,4 Tonnen pro Hektar bis 3,2 Tonnen. Bei einzelnen Starkregenereignissen waren bis zu fünfzig Tonnen Boden je Hektar Fläche verloren gegangen. Was das bedeutet, formuliert das Umweltbundesamt so: »50 Tonnen Boden entspräche einem Bodenverlust von circa fünf Millimeter pro Jahr und im Laufe eines Menschenlebens dem kompletten Verlust der fruchtbaren Ackerkrume.« Es kann also sein, dass der Vater, der dort jetzt ackert, seiner Tochter oder seinem Sohn nichts mehr hinterlassen kann, wenn die den Hof übernehmen wollen. Weil da schlicht nichts mehr ist, was man bewirtschaften könnte.
Winderosion. Wenn man den Mähdrescher bei der Ernte nicht mehr sieht, ist der Boden eigentlich zu trocken, um hineinzufahren. Andererseits sollen Korn oder Körnermais trocken sein für die Ernte.
Wassererosion. Ein von Erntemaschinen zusammengefahrener Rübenacker nach einem nassen Sommer. So geht der Ackerboden jetzt in den Winter, denn hier kann niemand mehr pflügen und säen. Bis zum Frühjahr fließt der fruchtbare Oberboden in die Dränagegräben und von dort in die Bäche und Flüsse. Der Haufen im Hintergrund besteht übrigens aus Zuckerrüben, die so verdreckt sind, dass sie keine Zuckerfabrik mehr annimmt.
Foto: Pixabay / Ilona Frey
Foto: Holmer Maschinenbau
Erntemonster. Der Köpfrodebunker schneidet zwölf Reihen Rüben auf einmal das Kraut ab, rodet sie und bunkert sie. Voll beladen können solche Maschinen den Boden mit bis zu 50 Tonnen Gewicht belasten. Die Landmaschinen sind in den vergangenen Jahren immer schwerer geworden. Auf der Straße dürfen Fahrzeuge mit der Achslast solcher Erntemaschinen nicht mehr fahren. Warum auf dem Acker? Warum gibt es für die Natur keine Gewichtsbegren- zungen?

Die Druckzwiebeln

Die Druckzwiebeln zeigen die Kräfte, die auf den Boden wirken, bei zu hohem Druck zur Verdichtung führen und auf Dauer Bodenleben unmöglich machen. Die oberen beiden Linien zeigen die Pflugsohlen bei flacher und tiefer Bearbeitung. Darunter ist die Verdichtung der Böden mechanisch nicht mehr auflösbar. Die drittletzte Zwiebellnie von unten ist jeweils die Eigenfestigkeit des Bodens (0,8 bar). Je tiefer sie wandert, desto größer der Schaden. Links der Reifen eines Traktors (Gewicht 6t / Radlast 2t), in der Mitte der eines Mähdreschers (Gewicht 22t / Radlast 7t), rechts der eines Köpfrodebunkers (Gewicht 40t / Radlast 11t). Stark verdichtete Böden sind nicht mehr in der Lage, Wasser abzuführen und in der Tiefe auch für Pflanzenwurzeln undurchdringlich. Das Bodenleben hat kaum noch Überlebenschancen.
Pflugsohle
0,8 bar
0,8 bar
0,8 bar
Zeichnung: Katharina Schmidt

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Wir führen Krieg gegen unsere Lebensgrundlagen. Mit schwerem Gerät machen wir Böden zunichte. Jedes Jahr verlieren wir Tonnen von fruchtbarem Ackerboden durch Erosion. Es ist ausgerechnet die fruchtbarste obere Bodenschicht, die verloren geht, wenn der Regen die zusammengefahrene und bloß liegende Ackerkrume wegschwemmt oder der Wind sie in trockenen Zeiten schlicht fortweht. »Die Folge ist der Verlust von fruchtbarem Boden, den wir zum Leben brauchen. Weil die Anbaupraxis immer intensiver und monotoner wir, können langfristig Probleme entstehen«, stellt das Umweltbundesamt fest. Die Anbaupraxis meint Verschiedenes: Die Felder, die maschinengerecht immer größer geworden sind, wobei Hecken und Gräben verschwanden, bieten Wind und Regen gute Angriffsflächen. Außerdem sorgen die Landwirte immer seltener dafür, dass die Böden dauerhaft von Pflanzen bedeckt und durchwurzelt sind. Moderne Anbau- und Erntesysteme setzen auf Kunstdünger und Totalherbizide. Damit werden die Äcker abgeräumt und liegen brach, bis wieder gesät wird. Die nicht bedeckte und nicht durchwurzelte Erde ist der Erosion schutzlos ausgesetzt. Seit dem Jahr 2000 wird in Niedersachsen die Bodenerosion auf gefährdeten Ackerflächen gezielt beobachtet. Das ist die längste flächendeckende Kartierung in einem deutschen Bundesland. Nach gut zehn Jahren wurde eine erste Bilanz gezogen, und die fiel erschreckend aus. Der durchschnittliche Bodenverlust auf den beobachteten Flächen reichte von 1,4 Tonnen pro Hektar bis 3,2 Tonnen. Bei einzelnen Starkregenereignissen waren bis zu fünfzig Tonnen Boden je Hektar Fläche verloren gegangen. Was das bedeutet, formuliert das Umweltbundesamt so: »50 Tonnen Boden entspräche einem Bodenverlust von circa fünf Millimeter pro Jahr und im Laufe eines Menschenlebens dem kompletten Verlust der fruchtbaren Ackerkrume.« Es kann also sein, dass der Vater, der dort jetzt ackert, seiner Tochter oder seinem Sohn nichts mehr hinterlassen kann, wenn die den Hof übernehmen wollen. Weil da schlicht nichts mehr ist, was man bewirtschaften könnte.
Wassererosion. Ein von Erntemaschinen zusam- mengefahrener Rüben- acker nach einem nassen Sommer. So geht der Ackerboden jetzt in den Winter, denn hier kann niemand mehr pflügen und säen. Bis zum Frühjahr fließt der frucht- bare Oberboden in die Dränagegräben und von dort in die Bäche und Flüsse. Der Haufen im Hintergrund besteht übri- gens aus Zuckerrüben, die so verdreckt sind, dass sie keine Zuckerfabrik mehr annimmt.

Die Druckzwiebeln

Die Druckzwiebeln zeigen die Kräfte, die auf den Boden wirken, bei zu hohem Druck zur Verdichtung führen und auf Dauer Bodenleben unmöglich machen. Die oberen beiden Linien zeigen die Pflugsohlen bei flacher und tie - fer Bearbeitung. Darunter ist die Verdichtung der Böden mechanisch nicht mehr auflösbar. Die drittletzte Zwiebellnie von unten ist jeweils die Eigenfestigkeit des Bodens (0,8 bar). Je tiefer sie wandert, desto größer der Schaden. Links der Reifen eines Traktors (Gewicht 6t / Radlast 2t), in der Mitte der eines Mähdreschers (Gewicht 22t / Radlast 7t), rechts der eines Köpfrodebunkers (Gewicht 40t / Radlast 11t). Stark verdichtete Böden sind nicht mehr in der Lage, Wasser abzuführen und in der Tiefe auch für Pflanzenwurzeln undurchdringlich. Das Bodenleben hat kaum noch Überlebenschancen.
Pflugsohle
0,8 bar
0,8 bar
0,8 bar
Foto: Holmer Maschinenbau
Erntemonster. Der Köpfrodebunker schnei- det zwölf Reihen Rüben auf einmal das Kraut ab, rodet sie und bunkert sie. Voll bela- den können solche Maschinen den Boden mit über 40 Tonnen Gewicht belasten. Die Landmaschinen sind in den vergange- nen Jahren immer schwerer geworden. Auf der Straße dürfen Fahrzeuge mit der Achslast solcher Erntemaschinen nicht mehr fahren. Warum auf dem Acker? Warum gibt es für die Natur keine Gewichtsbegrenzungen?
Winderosion. Wenn man den Mähdrescher bei der Ernte nicht mehr sieht, ist der Boden eigentlich zu trocken, um hineinzufahren. Andererseits sollen Korn oder Körnermais trocken sein für die Ernte.
Foto: Pixabay / Ilona Frey
Zeichnung: Katharina Schmidt